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President's Son and Diplomat in the Service of Czechoslovakia: Reflections on Jan Masaryk



July 2023

Die Worte „Präsidentensohn“ und „Diplomat“ im Titel haben natürlich etwas Etikettenhaftes. Man kann zwar als Sohn eines Präsidenten geboren werden, nicht aber als Diplomat, denn dieses harte Geschäft muss man erlernen. Der Mann, dessen Leben die folgenden Reflexionen aus Anlass seines Todes vor 75 Jahren gewidmet sind, war beides. Vor dem Ersten Weltkrieg geboren, musste er in der Zwischenkriegszeit lernen, Präsidentensohn zu werden, wobei ihm offenbar half, dass er viele Gaben eines Diplomaten in die sprichwörtliche Wiege gelegt bekam. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er eigentlich der einzige Sohn eines ostmitteleuropäischen Präsidenten, der das Zeug – nicht aber mehr die Gelegenheit – hatte, selbst Staatsoberhaupt zu werden. In diesem Sinne ist Jan Masaryk sowohl ein Solitär in der Geschichte seines Landes, der Tschechoslowakei, als auch der Geschichte Europas gewesen.

Als Jan, von Familie und Freunden meist Jenik oder Jenda genannt, am 14. September 1886 in Prag zur Welt kam, wirkte sein Vater als Professor an der tschechischen Prager Universität, die erst vier Jahre zuvor aus der Teilung der altehrwürdigen von Karl IV. 1348 gegründeten Universität in eine deutsche und eine tschechische Alma Mater hervorgegangen war. Jans Mutter war die Amerikanerin Charlotte Garrigue, die Vater Thomas/Tomáš 1877 in Leipzig kennen gelernt hatte, im Folgejahr heiratete, und deren Nachnamen er in seinen eigenen Namen aufnahm. Von den Brauteltern in Brooklyn/New York mit zwei One-Way-Tickets für den Ozeandampfer nach Europa ausgestattet, traten die Frischvermählten ihre transatlantische Reise an und ließen sich erst in der österreichischen, dann in böhmischen Kapitale nieder. Jan war eines von vier Masaryk-Kindern, zu denen neben dem älteren Bruder Herbert auch die Schwestern Alice und Olga – sie war die jüngste – gehörten.

Nach dem Gymnasialabschluss 1906 wurde der gerade noch 19-jährige Jan von seinen Eltern mit 100 $ Taschengeld nach Amerika geschickt. Der Lebensstart jenseits des großen Teiches forderte den jungen Mann zum Nachdenken über sich und die eigene, nunmehr selbst zu gestaltende Zukunft heraus. Gleich nach Neujahr 1907 schrieb er seiner Mutter: „Ich habe das neue Jahr mit einem Vorsatz begonnen – nein sagen zu können. Das ist das einzige zu dem ich mich aufschwingen kann. Bereitwillig sein, pünktlich und genau, aber auch frech und unangenehm, alles zum rechten Moment“.

Jan Masaryk © Unknown, Bain News Service, publisher, Public domain, via Wikimedia Commons